Das Wochenbett – eigene Erfahrung, Must-Haves, Tipps, Q&A

Vor der Geburt dachte ich nicht, dass ich einen Beitrag über das Wochenbett schreiben werde. Dann war ich mitten drin und dachte mir „da muss man unbedingt offen drüber sprechen (oder schreiben)“. Ich hätte so ein paar Punkte gerne vorab gewusst ehrlichgesagt, auch wenn sie nicht ganz so schön sind und vielleicht ein wenig einschüchtern. Ich hätte lieber bescheid gewusst was sein kann. Das war auch schon die Vorgehensweise bei meinem Geburtsbericht – nur kein Blatt vor den Mund nehmen und nichts beschönigen.

Das Wochenbett – was ist das überhaupt

Das Wochenbett sind die nächsten 6-8 Wochen nach einer Geburt. Das hört sich relativ lange an, man braucht aber die Zeit. Es ist die Zeit in der man sich kennen lernt, der Körper und auch die Seele (ja auch die) heilt, man in den neuen Alltag findet, lernt sich um einen Mini-Menschen zu kümmern und einfach die neue Rolle auch genießen darf.

Das Wochenbett hat schöne und auch nicht so schöne Seiten. Wochenbett Depression ist ein großes und nicht zu unterschätzendes Thema. Und auch wenn man davon verschont bleibt, ist das Einfinden in die neue Rolle, während der komplette Körper schmerzt und am heilen ist, kein leichtes Unterfangen.

Das Wochenbett – meine Erfahrung damit

Die erste Woche war hart. Not gonna lie. Auch wunderschön. Aber auch mega hart. Während man erst mal auf sich selber klar kommen muss, die krasse Erfahrung einer Geburt zu verarbeiten hat, der Körper (down under) wirklich sehr schmerzt, der Milcheinschuss kommt (aua!) und man durch das Stillen wahrscheinlich mit schmerzenden Brustwarzen kämpft, ist da so ein kleiner zum fressen süßer Mensch, der absolut abhängig von einem ist und der ab Sekunde 0 deine volle Aufmerksamkeit verlangt. Keine leichte Sache.

Das alte Leben ist nebenbei auch nicht ganz so weit weg und noch sehr frisch in Erinnerung. Wehmut kommt da teilweise schon auch auf am Anfang. Ich denke da geht es jeden gleich. Ich habe hier auch keine Scheu das zu schreiben, ist ja auch in der Natur des Ganzen. Man hat einfach den größten Respekt vor der neuen Rolle. Man weiß natürlich an sich vorher was auf einen zukommt, wenn es dann aber so weit ist, packt einen das schon noch einmal voller Wucht.

Tränen waren an der Tagesordnung (in der ersten Woche). Entweder weil ich sie einfach nicht fassen konnte – wie habe ich so ein perfektes Kind verdient – oder weil ich Angst hatte meiner Rolle nicht gerecht zu werden. Eine natürlich absolut unbegründete Sorge weil jede Mama macht ihre Sache auf ihre Weise perfekt. Dennoch kommen einen solche blöden Gedanken und das in den absurdesten Situationen (zB. während dem Mittagessen).

Von Tag zu Tag wurde es aber besser und es fand sich eine gewisse Routine ein (auf die ich gewartet habe). Ich fragte mich nicht mehr jeden Tag bei jeder Kleinigkeit ob das denn normal sei …

Neben all der negativen Seiten des Wochenbetts ist es auch die erste Woche mit seinem kleinen Baby. Das ist natürlich der absolute Wahnsinn und das Schönste überhaupt. Jede Sekunde fragt man sich, ob das wirklich sein eigenes Kind ist – perfekter geht’s kaum. Man kann sein Glück einfach nicht fassen.


Meine Tipps

Das WochenBETT heißt nicht umsonst so. Man sollte auf jeden Fall die erste Woche so viel liegen wie es geht. Ich musste mich da selbst oft an der Nase nehmen. Man tut sich und seiner Gesundheit keinen Gefallen wenn man es gleich mal übertreibt.

Vorkochen wenn es der Gefrierschrank zulässt. Und wenn nicht dann bekochen lassen. Kochen wäre wirklich das Letzte gewesen zu dem ich Lust oder auch die Kraft gehabt hätte.

Rechtzeitig bescheid geben wenn einem etwas belastet. Die erste Zeit ist psychisch eine sehr sensible. Am besten gleich raus mit den Gedanken die man so hat oder die einen belasten.

Eine Stillberatung aufsuchen wenn es Probleme gibt. Ich kenne fast keine Mama bei der das Stillen gleich so geklappt hat wie es soll und die keine wunden Brustwarzen hatte. Auf keinen Fall zu lange alleine herumquälen. Googelt nach eine Stillberatung in eurer Nähe und lasst euch beraten. Wenn ihr wunde Brustwarzen habt dann lasst sie euch dort auch lasern.

Nähte (bei einem Dammriss) früher rausnehmen lassen. Es werden zwar selbstauflösende Nähte verwendet, diese brauchen allerdings relativ lange um zu verschwinden. So eine Naht dort unten ist aber eine sehr unangenehme Geschichte und vor allem wird die Wundheilung auch unbedingt gefördert. Mir hat meine Hebamme nach 1,5 Wochen die Nähte rausgenommen. Zu dem Zeitpunkt ist schon alles wieder verwachsen für normal. Von da an wurde alles schlagartig besser und ich konnte mit den Schmerzmitteln aufhören.

Schmerzmittel nicht verweigern. Ihr müsst nicht auch noch der Geburt die Schmerzen aushalten die man so haben kann (Dammriss usw.). Dadurch verkrampft man und man löst womöglich auch noch Probleme beim Stillen hervor oder überträgt die Spannung auf das Kind. Es gibt genug Schmerzmittel die man während dem Stillen nehmen darf. Ich würde sie nicht ablehnen nur weil man hart sein will.

Hilfe annehmen und Delegieren lernen. Nach einer Geburt wird einem im besten Fall von mehreren Seiten Hilfe angeboten. Nehmt sie ohne schlechtes Gewissen an. Zusätzlich muss man auch lernen Dinge zu delegieren. Meist Sachen im Haushalt die man sonst selbst gemacht hat und an die der Partner nicht denkt.

Nur das machen zu dem man sich bereit fühlt. Mit der Zeit kommt die Lust, die Kraft und der Mut danach wieder mehr zu machen ohnehin von selbst zurück. Lasst euch nur zu nichts drängen. Wenn ihr euch nicht bereit fühlt einen Ausflug zu machen, dann macht ihn auch noch nicht.

Den Körper nicht übermäßig belasten. Das betrifft eher das Ende des Wochenbetts. Anfangs könnte man noch nicht Vollgas geben. Das tritt aber schneller ein als man glaubt. Das ist aber auch gefährlich. Ich hab mir gleich mal einen Milchstau eingehandelt als ich meinte alles auf einmal schaffen zu müssen und den ganzen Tag herumzurennen. Und so ein Milchstau oder (noch schlimmer) eine Brustentzündung ist eine schmerzhafte Angelegenheit.


Must-Haves

Luftdurchlässige Einlagen/Binden – Nicht sonderlich sexy aber wichtig. Nehmt die allerdicksten die ihr finden könnt. Ich hatte Wöchnerinnen Einlagen von Senta.

Gute Stilleinlagen – Ich fand die von Lansinoh (dm und Apotheke) mit Abstand am besten. Es gibt auch welche aus Stoff. Mir sind die aber zu wenig. Da würde ich mich mit der Zeit einfach durchtesten.

Brustwarzen Salbe – Auch hier fand ich die von Lansinoh am besten.

Octenisept Spray – Habe ich mehrmals am Tag gemeinsam mit der Salbe aufgetragen um meine wunden Nippel zu heilen. Fördert die Wundheilung und bekämpft Bakterien die das Ganze aufhalten könnten. Kann man auch zu nächsten Stillen oben lassen.

Still Tops – Und zwar mehrere davon (ich habe diese hier). Ich trage sie ständig. Ich lebe darin. Zu Hause trage ich sie auch ohne BH – ist viel angenehmer. Ich trage sie auch als Unterhemd wenn ich unterwegs bin. Dann sitzt man nicht so halb nackt da wenn man das Shirt raufschiebt um zu stillen.

Unterhosen aus Baumwolle – Ich hatte ja nicht mal normale Unterhosen. Haha! Wichtig ist, dass ihr euch luftdurchlässige besorgt und nicht irgendeinen Kunstfaser Müll.


Q&A

Ich habe euch auf Instagram nach Dingen gefragt die euch zum Wochenbett interessieren. Hier beantworte ich nun alles, was ich im Text oben noch nicht behandelt habe.

Warum wird das Wochenbett derzeit so zelebriert (wochenlanges im Bett liegen und selbst ernannte „Depressionen“)?

Ist es denn etwas schlechtes die ersten Wochen mit seinem Neugeborenen zu zelebrieren? Wir können uns glücklich schätzen es zelebrieren zu können/dürfen und nicht sofort wieder arbeiten zu müssen. Das ist eine derart wertvolle Zeit und hat ganz viel Einfluss auf die Gesundheit von Mama und Baby und vor allem trägt es ungemein zur Bindung bei.

Im Bett liegen sollte man auf jeden Fall die erste Woche. Das hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun, der Körper muss erst mal heilen. Es ist gigantisch was ein weiblicher Körper bei so einer Geburt durchläuft. Da ist eine Woche Ruhe ohnehin das Minimum. Wer länger Bettruhe benötigt weil der Körper das eben so verlangt, dann ist es eben so. Der weiblichen Gesundheit zu Liebe.

Wochenbett Depressionen ist nichts selbst ernanntes, sondern eine ernst zu nehmende psychische Schieflage. Die Hormonumstellung nach der Geburt ist kein Zuckerschlecken und löst bei vielen wirkliche psychische Probleme aus.

Was hat dich überrascht? Was hat dir vorher keiner gesagt?

Wie sehr Stillen schmerzen kann.

Wie stark der Wochenfluss ganz zu Beginn ist.

Wie labil die Psyche die erste Zeit ist.

Hattest du anfangs Probleme mit dem Stillen?

Jein. Es schmerzte einfach höllisch. Die Brustwarzen sind das Stillen einfach nicht gewohnt. Bei den meisten sind sie erst mal sehr wund. Der Schmerz der sich dadurch bei den ersten Zügen pro Stillmahlzeit manifestiert ist kein Scherz. Ich habe dabei regelmäßig geweint.

Wie kann man sich den Wochenfluss vorstellen und wie lange dauerte es bis er weg ging?

Die Blutung die ersten 3-4 Tage nach der Geburt waren bei mir sehr stark – ist aber bei den meisten so. Es ist mehr als eine starke Regelblutung. Normale Binden würden hier nicht nachkommen. Im Krankenhaus gibt es dafür ganz eigene Einlagen (krasses Zeug) und wahnsinnig sexy Netzhöschen. Nach ca. 4-5 Tagen kann man es ca. mit einer sehr starken Regelblutung vergleichen. Danach wird es nach und nach leichter. Nach ca. 2,5 Wochen bin ich auf normale Binden (weg von den Wöchnerinnen Einlagen) umgestiegen und dann nach 4 Wochen auf Slipeinlagen (zu dem Zeitpunkt ist es aber kein Blut mehr – es wird mit der Zeit immer heller).

Wie lange dauerte es bis die Geburtsverletzung verheilt ist?

Das kommt natürlich auf die Geburtsverletzung an. Ich hatte einen Dammriss zweiten Grades ohne Scheidenriss (das wäre innen). Ich bekam nach ca. 1,5 Wochen von meiner Hebamme die Nähte rausgenommen. Danach ging es relativ schnell. Ich würde sagen nach drei Wochen fühlte ich es nicht mehr beim Sitzen und am WC.

Wie ging es dir mental?

Wie oft ich geweint habe … Meine Güte. Die ersten 1-2 Wochen sind echt kein Scherz. Die Hormone spielen einem da schon einen Streich. Dass hier manche in eine Depression abdriften kann ich schon nachvollziehen. Ganz wichtig ist hier der Rückhalt in der Familie und, dass der Partner die Gedanken ernst nimmt und einem nicht als Heulsuse hinstellt.

Kann man während dem Wochenbett Sex haben?

Das weiß ich ehrlichgesagt nicht. Während der Blutung wahrscheinlich nicht. Ich denke, dass hier die Infektionsgefahr zu groß wäre. Andererseits möchte ich wissen wer in dieser Zeit Lust auf Sex hätte.

Wann kann man nach dem Wochenbett wieder intim werden?

Nach den 6-8 Wochen. Zu dem Zeitpunkt hat man auch einen Kontrolltermin beim Gyn. Dort wird einem dann auch gesagt , ob und wann man wieder loslegen darf.

Welche Pflegeprodukte hast du für Brust und Bauch verwendet?

Für den Bauch verwende ich die Öle weiter die ich auch während der Schwangerschaft schon hatte (ich brauche sie quasi auf). Für die Brust ist es wichtig etwas halbwegs geruchsneutrales zu verwenden und die Creme auch nicht direkt auf die Brustwarze zu geben (wenn man stillt). Dafür habe ich den Clarins Stretch Mark Minimizer – riecht nach fast nichts.

Hast du Tipps zum Stillen?

Generell gilt beim Stillen nicht nervös oder angespannt zu sein. Das überträgt sich sehr sensibel auf das Baby. Auch wenn es Anfangs nicht gleich so klappt oder das Baby mal schreiend herumzappelt hat es keinen Sinn selbst verzweifelt zu werden und das nach außen groß zu zeigen. Ruhig bleiben ist ganz wichtig. Das hat mir auch meine Hebamme und die Stillberatung gesagt.

Ist die Hebamme vor und nach der Geburt wichtig?

Ich fand sie unheimlich wichtig. Vor der Geburt fand ich es einfach toll, dass sie mit mir Themen besprochen hat die meine Ärztin so nicht thematisiert hat. Ich konnte sie so viel fragen wo ich sonst nicht wusste wohin damit. Sie gab mir auch so viele tolle Tipps.

Nach der Geburt war sie mir fast noch wichtiger als vorher. Nicht nur bezüglich dem Wohlbefinden des Babys, sondern auch bezüglich meinem hat sie mir so weitergeholfen und abgeholfen (Stichwort Nähte usw.). Zusätzlich hat sie die Kleine auch immer wieder gewogen, was natürlich auch sehr beruhigend war.

Wie hast du dich im Krankenhaus aufgehoben gefühlt?

Ja sehr. Ich habe bei den Barmherzigen Brüdern in Linz entbunden. Die Geburt war für eine Krankenhausgeburt echt sehr naturnahe und ohne großen Eingriffen seitens der Schwestern oder Ärzte.

Das einzige was etwas bevormundend wirkt ist der Ehrgeiz seitens des Hauses bezüglich dem Stillen. An sich ja nicht schlecht das Stillen zu unterstützen. Dennoch habe ich auch von anderen gehört, dass sie das eher belastet hat.

Hattest du im Wochenbett Probleme mit der Verdauung?

Nein eigentlich nicht. Ich hatte in der ersten Woche nur sehr wenig Appetit.

Generell ist es aber wichtig Ballaststoffreich zu essen. Anfangs ist da unten alles sehr taub und man kann das irgendwie gar nicht so ansteuern alles (Stichwort Beckenboden). Das große Geschäft stellt sich da schon als Herausforderung an. Ohne genügend Ballaststoffe tut man sich also nichts Gutes.

Wie ist dein Mann mit dem Gefühlschaos und der großen Umstellung im Wochenbett umgegangen?

Er war so verständnisvoll und hat mich auch bestärkt wenn ich während dem Essen wieder wegen irgendeiner Kleinigkeit losgeheult habe. Ohne ihn hätte ich das alles nicht so gut geschafft. Er hat mir einfach alles abgenommen und war wie ein Held immer für uns da. Besser hätte ich es mir nicht vorstellen können.

Wie seid ihr mit dem Thema Besuch umgegangen?

Wir haben den Leuten bescheid gegeben wann sie kommen können. Das würde ich auch allen so raten. Nur nicht überrumpeln lassen! Muss nicht alles sofort sein. Die Babys sind ja Gott sei dank länger klein und süß.


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